In letzter Zeit beherrschte ja eher ein uns inzwischen wohlbekannter Bundesbankvorstand die Medienlandschaft, wie es sonst nur Naturkatastrophen, Marcel Reich-Ranicki, der endlose Streit der Regierung oder – meinetwegen – das „HartzIV-TV“ gängiger Sender es schafften.
Da verkam die Tatsache, dass die Regierung es doch tatsächlich geschafft hatte ein Sparpaket aufzustellen (und jetzt zu beschließen), fast schon zur bedeutungslosen Randnotiz, wobei dies doch eigentlich jeden von uns direkter und mittelbarer betrifft, als die Debatte über einen angemessen Ton.
Also was ist dieses Sparpaket von dem jeder wusste, dass es irgendwann kommt, dass es kommen muss und dass es um dieses Paket mächtigen Streit zwischen den Regierungskoalitionen bzw. zwischen diesen und der Wirtschaft gab?
Auf den ersten Blick macht es einen ganz den Eindruck, den man von einem Sparpaket erwartet: Es wird gespart.
Transferzahlungen beim Übergang von Arbeitlosengeld I zu II werden komplett gestrichen, bei der Rentenversicherung und dem Heizkostenzuschuss von Hartz IV Empfänger soll gespart werden, das Elterngeld wird für Hartz IV Empfänger komplett gestrichen bzw. es werden nur noch 65% statt 67% des Grundeinkommens als Berechnungsgrundlage für alle anderen genommen werden und sogar bei sich selbst will die Regierung sparen. So sollen 15.000 Stellen im öffentlichen Dienst bis 2011 sowie die Erhöhung des Weihnachtsgeldes für Beamte gestrichen werden und auch der Verteidigungsminister soll prüfen, ob eine Verkleinerung der Bundeswehr um 40.000 Soldaten möglich ist. Achja und der Aufbau des Berliner Schlosses soll auch vorerst verschoben werden.
Schließlich wird auch noch die Wirtschaft mit Brennelemente- und Flugticketsteuer sowie Kürzung von Privilegien bei der Ökosteuer zur Kasse gebeten.
Wirtschaft, Regierung und Sozialschwache müssen sparen und auch in der Summe ungefähr gleich viel – auch wenn man sich fragen darf warum es mal wieder die Arbeitslosen in dem Maß treffen musste. Aber egal, das dort gespart wird war allen klar.
Also könnte man doch eigentlich mehr als zufrieden sein nicht wahr? Endlich haben unsere Politiker es mal geschafft ein „gerechtes“ Sparpaket auf den Weg zu bringen, könnte man sagen.
Es ist auch so. Auch wenn die linken Parteien, die Gewerkschaften und Sozialverbände gegen dieses Paket Sturm laufen, ändert es nicht viel daran, dass es notwendig und auch einigermaßen ausgewogen ist. Im Endeffekt kann man sogar aufatmen, dass wir nicht noch tiefere Einschnitte vornehmen müssen, denn wenn man sich Großbritannien ansieht, das jetzt schon innerhalb von wenigen Jahrzehnten wieder einmal größere Kürzungen bei den Sozialausgaben in Kauf nehmen muss, oder Griechenland, das wohl noch die härtesten Einschnitte in der EU in Kauf nehmen musste, sind wir noch gut dran.
Dennoch sind wir noch nicht am End von der Geschicht, denn wenn der Staat wirklich ernsthaft seinen Schuldenberg abbauen will – und damit meine ich verhältnismäßig schnell – und auch die Finanzierungsprobleme von Ländern und Komunen, die immer mehr leisten sollen, bewältigen will, wird man sich noch mit folgenden Themen auseinander setzten müssen: dem Wohngeld von HartzIV-Empfängern, der Mehrwertsteuer und der Finanztransaktionssteuer.
Gehen wir einmal chronologisch vor:
Wohngeld von HartzIV-Empfängern – Das Thema stand bereits bei dem aktuellen Sparpaket zur Diskussion wurde allerdings außen vor gelassen, allerdings wird man nicht drumherum kommen sich dort etwas einfallen zu lassen, denn momentan könnte ein Arbeitsloser in einer schicken großen Wohnung leben und würde sie bezahlt bekommen, wenn er zu Zeiten, in denen er noch arbeitete, dort wohnte. Eine Pauschale wäre hier wahrscheinlich die einfachste, aber auch ungerechteste Lösung des Problems. Sie hätte wenig Bürokratieaufwand, würde aber wahrscheinlich dazu führen, dass sich „Ghettos“ bilden wie manch ein Vertreter linker Verbände es formulierte. Fest steht jedenfalls: Hier gäbe es sicherlich Sparpotenzial an das sich die Politik früher oder später heranwagen wird.
Mehrwertsteuer – Es wurde schon des öfteren angeschnitten aber immer recht schnell wieder bei Seite geschoben: die ermäßigten Mehrwertsteuersätze. Dies sind weit mehr als 300 Ausnahmen von der allgemeinen Mehrwertsteuer von 19% für verschiedenste Produkte. So gelten nur 6% Mehrwertsteuer für Katzenfutter, Hotels oder auch für Dinge bei denen man diese Ermäßigung eher verstehen kann wie z.B. Büchern. Hier beschwerte sich bereits der Bundesrechnungshof, dass diese Ausnahmen inzwischen so groß sind an der Zahl, dass wirklich niemand mehr daran entlang blicken kann. Selbst Firmen sind manchmal in diesen Angelegenheiten überfragt. Es wäre also schon mindestens ein Segen für die Steuerprüfer, wenn das Dickicht an Ausnahmen deutlich ausgedünnt werden würde.
Außerdem könnte man eine Menge mehr Geld damit einnehmen. Experten schätzen, dass der Bund so wohl zwischen 10 und 20 Milliarden Euro Mehreinnahmen machen könnte. Allein eine Aufhebung der Ausnahme für Hotels würde hier schon mit 1 Milliarde zu Buche schlagen. Hier wird aber wohl das Problem sein, dass es zu viele Lobbyinteressen gibt, gegen die sich die Politik ersteinmal durchsetzen muss. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Thema wieder behandelt und auch zumindest in Teilen zum Erfolg führt. Die Kommunen und Länder würden sich jedenfalls freuen.
Finanztransaktionssteuer – Sie wurde viel diskutiert, als abgeschrieben erklärt und doch scheint noch der Wille zu existieren sie durchzusetzen und das ist auch gut so. Im besten Falle würde sie nämlich kurzfristige Risikoaktionen am Markt wesentlich unattraktiver machen, damit Bankencrashs vorbeugen und würde langfristige Anlagen nicht all zu sehr beanspruchen. Dies wäre wohl bei einem Steuersatz von 0,05% möglich, wie Experten bereits mehrfach erläuterten. Hört sich wenig an, ist es aber nicht. Selbst bei diesem geringen Satz könnte der Bund Einnahmen zwischen 17 bis 36 Milliarden Euro erwarten. Das sind Summen bei denen eigentlich das Herz jedes Finanzpolitikers höher schlagen sollte.
Ich denke, wenn man die Zahlen der letzten beiden Punkte liest wird einem schnell klar, dass somit viele der Finanzierungsprobleme des Bundes – damit meine ich auch Länder und Kommunen – erledigen könnten, denn von diesen 27-57 Milliarden Euro könnte der Staat sicherlich 15 Milliarden zusätzlich abzwacken um damit seinen Schuldenberg zu verringern und hätte immernoch 12-42 Milliarden Euro über um verkommene Straßen zu renovieren, Schulen zu erhalten oder (noch) mehr Geld in Forschung und Bildung fließen zu lassen.
Manch einer mag sich bei diesen Summen fragen, ob das nicht zu übermäßigen Belastungen für Konsumenten und Banken führt und damit nur der Wirtschaft schadet.
Ich denke, dass dem nicht so ist.
Die Banken besitzen allein schon wegen der Finanzkrise die größte Bringschuld von allen, da sie ganze Staaten in den Beinahe-Bankrott stürtzten. Da ist es dann wohl angebracht diesen Instituten, von denen die meisten wieder mit Milliardengewinnen glänzen, etwas mehr wie nur eine Bankenabgabe abzuverlangen. Außerdem würde es nicht nur die Banken treffen. Auch die Bank unabhängigen Fonds (und weiß was ich was es da noch alles gibt) wären davon betroffen und das davon die meisten böse Buben sind haben die Politiker uns ja schon einwandfrei bewiesen, nicht wahr?
Was die Ausnahmen in der Mehrwertsteuer: Die Aufhebung dieser Ausnahmen würde wohl nicht all zu sehr in den Geldbeuteln auffallen, zumal man sicherlich nicht jede dieser Ausnahmen abschaffen muss, da doch die ein oder andere sich mit gesundem Menschenverstand erklären lässt. Aber nehmen wir mal an die Ausnahmen, die eigentlich recht wenig Sinn aus heutiger Sicht haben -wie die für Katzenfutter und für Hotels- würden abgeschafft, würde es viel ändern?
Ich meine, wen würde es auffallen ob er nun -,69 Cent für eine Dose Katzenfutter bezahlt oder -,73 Cent? Sicher bei Hotelbuchungen würde der Unterschied mehr auffallen, aber zum einen haben die meisten Hotels ihre Preise nicht gesenkt sondern sogar angehoben und zum anderen sind Urlaubsreisen eher Luxus, den man sich leisten können muss, wenn nicht muss man es halt lassen.
Man kann zusammengefasst sagen , um zum Ende zu kommen, dass man mit dem Sparpaket einen ersten wichtigen, aber auch nur einen gerade eben reichenden Schritt gemacht hat. Doch das zu machen was gerade so nötig ist kann nicht reichen, ja darf nicht reichen. Es kann nicht unser Anspruch sein immer nur das zu tun, was gerade so ausreicht um ein Ziel zu erreichen. Wir müssen mutig voranschreiten und anderen Staaten sagen: Seht her, wir tun was, wir wagen was. Vielleicht werden es uns dann andere gleich tun. Es geht bei diesem und eventuell folgenden Sparpaketen nicht um uns oder unsere älteren Generationen, es geht darum dafür Sorge zu tragen, dass es auch in Zukunft möglich sein wird in einem Deutschland zu leben, das genug Wohlstand besitzt um auch den Schwachen zu helfen.
thePaulsonBlog